“Ich hab mich ja schon öfters gefragt, was der Grund dafür ist, dass uns die Schafzüchter zweimal im Jahr unsere dicken Locken stibitzen. Vielleicht, um mehr Platz im Stall zu haben? Nein, Platz haben wir eigentlich mehr als genug. Oder vielleicht, weil es uns sonst zu heiß wird? Weil wir ja jetzt – wo die Wiesen schneebedeckt sind – mehr Zeit im Stall verbringen.“
Wenn im Herbst die grünen Wiesen den ersten Wintervorboten weichen, bricht für die Montafoner Steinschafe die Zeit der Schafschur an. Diese Tradition kommt vor allem von früher her, da der Gewinn von Wolle für das Leben der Bauern essentiell war. Warme Decken oder Kleidung konnten daraus gewonnen werden. Die Wolle wurde sogar als Dämmstoff eingesetzt. Für die Schafe selbst kann der Schmutz, der sich vielfach in der Wolle verfängt entfernt werden, wodurch Krankheiten oder Unwohlsein beim Schaf hervorgerufen werden könnten.
„Wir scheren unsere Schafe zweimal im Jahr. Einmal im Herbst, bevor wir sie einstallen, und einmal im Frühjahr bevor man sie wieder auslässt“, erklärt der Montafoner Steinschafzüchter Peter Kasper. Dabei wird die dicke Wolle mit Hilfe eines elektrischen Schergeräts von Hand entfernt. Pro Schaf werden etwa 1,5 Kilogramm Wolle gewonnen, danach wird diese ausgelesen, in wollweiß bzw. andere Farbschläge sortiert und weiter verschaffen. Das Ergebnis ist ausgezeichnete Rohwolle, aus der hochwertige Produkte gefertigt werden.